Die Spannungen haben sich zwischen dem südsudanesischen Präsidenten Salva Kiir und dem Vizepräsidenten Riek Machar gefährlich verschärft, nachdem am 4. März eine oppositionsnahe Miliz einen Armeestützpunkt in Nasir im südsudanesischen Bundesstaat Upper Nile überrannt hat.
Machar wirft der Armee unter Präsident Salva Kiir vor, am 25. Februar Angriffe auf seine Truppen im nahegelegenen Kreis Ulang sowie auf seine Anhänger in zwei weiteren Teilen des Westens des Landes verübt zu haben. Die Spannungen in der Hauptstadt Juba sind extrem hoch. Als Reaktion auf die Entwicklungen in Nasir ließ Kiir mehrere wichtige Verbündete Machars verhaften und bedroht damit die fragile Einheitsregierung, die im Rahmen eines Friedensabkommens von 2018 gebildet wurde, mit dem der fünfjährige Bürgerkrieg im Land beendet wurde. Weitere Kampfhandlungen im Upper Nile sind wahrscheinlich. Von dort aus besteht die Gefahr, dass sich der Krieg mit dem Krieg im Sudan vermischt und möglicherweise anhaltende Stellvertreterkämpfe im Südsudan auslöst. (Vgl. Artikel „South Sudan on the Precipice of Renewed Full-blown War”, crisisgroup.org)
In diesem Szenario stellen die Ölförderung in den Bundesländern Upper Nile und Unity sowie deren Trasport durch den Sudan einen zentralen Aspekt dar. Denn die Einnahmen aus Ölexporten sind entscheidend für den Zusammenhalt der zerstrittenen Eliten im Südsudan. Der Krieg im benachbarten Sudan hat zu einem drastischen Rückgang der Einnahmen geführt, was die Stabilität in Juba bedroht und die Notwendigkeit einer Beendigung des sudanesischen Konflikts erneut unterstreicht (siehe Artikel „South Sudan on Edge as Its Neighbour’s War Disrupts Oil Exports”, crisisgroup.org).
Tatsächlich führt die einzige Route für den Absatz der in den Ölfeldern des Südsudan gewonnenen Mineralien über sudanesisches Territorium, dass seit April 2023 durch Militäroperationen verwüstet ist. Die Pipeline für den Öltransport stellen eine hochwichtige Infrastruktur für die Wirtschaft sowohl des Sudan als auch des Südsudan dar (siehe Artikel „La guerra in Sudan blocca l’export di petrolio dal Sud Sudan”, nigrizia.it).
Im Februar 2024 war der sudanesischen Regierung klar, dass sie den Export des im Südsudan geförderten Öls von ihrem Terminal am Roten Meer in Port Sudan nicht mehr garantieren konnte. Die Situation wurde Mitte März 2024 öffentlich, als man auf die Rechtsformel der höheren Gewalt zurückgriff, um Strafen wegen Nichterfüllung vertraglicher Verpflichtungen zu vermeiden. (vgl. Artikel „La guerra in Sudan blocca l’export di petrolio dal Sud Sudan”, nigrizia.it)
In einem Brief vom 4. Januar 2025, den der sudanesische Energie- und Erdölminister Mohiedienn Naiem Mohamed Saied an seinen südsudanesischen Amtskollegen Puot Kang Chol sandte, erklären die Behörden, dass die Wiederaufnahme der Ölexporte dank verbesserter Sicherheitsbedingungen möglich sei (siehe Artikel „Il Sud Sudan annuncia la ripresa dell’export petrolifero”, nigrizia.it).
Die Ölexporte sollten wiederaufgenommen worden sein (siehe Artikel "South Sudan: Can oil production save the economy?", dw.com) und wieder erhebliche finanzielle Ressourcen bringen.
Nach der jüngsten Eskalationsepisode in Upper Nile ist u.a. der südsudanesische Ölminister Puot Kang Chol, der zum Nuer-Stamm) festgenommen worden.
Dokumentation
- Artikel „South Sudan on the Precipice of Renewed Full-blown War”, crisisgroup.org, 07.03.2025
- Artikel "South Sudan: Can oil production save the economy?", dw.com, 30.01.2025
- Artikel „La guerra in Sudan blocca l’export di petrolio dal Sud Sudan”, nigrizia.it, 07.01.2025
- Artikel „South Sudan on Edge as Its Neighbour’s War Disrupts Oil Exports”, crisisgroup.org, 15.05.2024
- Artikel „Il Sud Sudan annuncia la ripresa dell’export petrolifero”, nigrizia.it, 27.03.2024
- Über Ursprünge und Hintergründe der Lage im Südsudan siehe Beitrag der Bundeszentrale für politische Bildung, 25.09.2024